"Jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne ... " -
So fangen schöne Geschichten an.
Dann gibt es eine Katstrophe, der Held erscheint (oder die Heldin) löst wagemutig unter Einsatz des eigenen Lebens das Problem, findet die große Liebe und Happy End. (Kurzfassung)
Nach zwei Jahren Pandemie haben wir gelernt, wir haben eine Katastrophe, derer HeldInnen sind es viele in allen Lebensbereichen, das Problem ist noch nicht gelöst (keiner hat mit so etwas Erfahrung) und ob und wer die große Liebe findet, das werden wir wohl nicht erfahren.
Nun sitzen wir also da.
Vor uns Weihnachten und das neue Jahr und irgendwie will nicht so recht Stimmung aufkommen. Zu viele Unsicherheiten, zu vieles, was ohne Abschluss ist. Und das Neue wagen wir vielleicht gar nicht zu denken.
Doch wäre ich nicht ich, wenn ich nicht etwas Motivation und den ein oder anderen Denkanstoß geben würde. Meine Kursteilnehmer kennen mich ...
Was, wenn diese ganze Situation überfällig war?
Was, wenn wir uns schon viel zu intensiv in eine Scheinwelt voller hübscher Illusionen und Versprechungen haben fallen lassen und dabei den Kontakt zum wirklichen Leben etwas verloren haben?
Was ist das wirkliche Leben?
"Ja meines ist das wirkliche Leben!"
"Ich lebe wirklich."
"Ich falle doch nicht auf eine Scheinwelt herein!"
Mmmmmh.
Wie einfach leben wir in unserer Gesellschaft!
Wir sind bestens versorgt und jeder könnte alleine leben und wäre doch in unserem System aufgefangen.
Ich konnte als Mädchen mit 16 alleine leben, mir eine Lehrstelle suchen, Abitur nachmachen, arbeiten, mir sogar mein Studium selbst finanzieren.
Alleine.
Ohne familiären Rückhalt.
In unserer Gesellschaft geht das. Mit etwas Vorsicht habe ich mich als Frau alleine bewegt, Entscheidungen getroffen und bin hingezogen, wohin ich wollte.
Erst, als ich für ein halbes Jahr alleine in London lebte und dort Menschen aus der ganzen Welt, aus verschiedenen Religions- und Kulturtraditionen kennenlernte. Erst da wurde mir bewusst, wie privilegiert ich als Deutsche, vor allem als deutsche Frau, bin (auch wenn ich mich ohne Geld mit Jobs durchgeschlagen habe).
Mitgenommen habe ich
-
eine große Demut vor der Überlebenskunst anderer Menschen in anderen Gesellschaftsformen ohne funktionierendes Sozial- und
Gesundheitssystem
- eine tiefe Dankbarkeit für unser Gesellschaftssystem und seine Möglichkeiten für jeden und jede inklusive unseres Gesundheitssystems (ich sage nur Zahnarzt ...)
- eine große Freude für das Lächeln und die Herzlichkeit der Menschen, die mir von Mensch zu Mensch offen und wertschätzend begegneten und die Lebensgeschichten, die wir teilten
- den Wunsch, meine Erfahrungen und was ich von so vielen gelernt habe motivierend weiterzugeben
denn:
Das Leben und seine Facetten sind so viel bunter als wir es uns vorstellen können und
es gibt immer eine Lösung, auch wenn sie vielleicht unbequem ist und wir uns dafür bewegen müssen.
Veränderungen sind das normalste der Welt. Zu Überleben ist in viele Teilen der Welt nicht ganz so normal.
Das zu akzeptieren, sich unserer Möglichkeiten und Privilegien bewusst zu sein.
Diese Werte zu schätzen und daraus die Energie für die Gestaltung der eigenen und unserer gemeinsamen Zukunft zu gewinnen, das ermöglicht so viel mehr!
Nicht den Anspruch zu hypen, dass andere für mich tun müssen, sondern selbst Verantwortung für sich und das Wohl unserer Gesellschaft zu übernehmen. Was kann ich beitragen?
Meine Vision ist es, wertschätzend und rücksichtsvoll miteinander umzugehen, von Mensch zu Mensch. Zu vertrauen, dass wir uns umeinander kümmern. Als die sozialen Wesen, die wir sind.
Diese Vision zur Mission zu machen.
From Vision to Mission!
Das möchte ich als Gedanken mitgeben.
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